BERNHARD KLEIN hat sich zweimal über sein Leben, seine Kunst und seine künstlerische Entwicklung öffentlich geäußert. Recht ausführlich 1963 in der Zeitschrift ATELIER und in komprimierter Form für die Fernsehsendung „Aspekte“ im ZDF am 6. Mai 1966. Beide Texte sind von uns im Werkverzeichnis von Bernhard Klein 1979 erneut publiziert worden. Den Beitrag für das ZDF haben wir noch einmal im Katalog unserer letzten Bernhard Klein-Ausstellung von 2003 veröffentlicht.
Seitdem sind genau zehn Jahre vergangen. Die Äußerungen des Künstlers sind nach wie vor gültig und aktuell, besonders seine Meinung über die Kunstentwicklung ab 1918 (Novembergruppe) bis in die 60er Jahre. Auch dem Text von Hans Werner Grohn in unserem Ausstellungskatalog KBL 14 zum 80. Geburtstag von Bernhard Klein – die Ausstellung wurde 1968 leider eine Gedächtnisausstellung - und seine Einführung in dem von uns edierten Werkverzeichnis von 1979 ist kaum etwas Wesentliches hinzuzufügen. Gleiches kann auch gelten für meinen kleinen Text im Katalog von 2003. Die Entwicklung, die die „Kunst“ in den letzten 50 Jahren genommen hat und ihre enge Bindung an den „Markt“, hat sich so gestaltet wie es sich Bernhard Klein wahrscheinlich nicht vorstellen konnte. Die Anfänge dieser Entwicklung hat er bereits geahnt und sich entsprechend davon distanziert.
Bernhard Klein wollte nicht den „großen Erfolg“.
In aller Bescheidenheit wollte er mit seiner Kunst zu den künstlerischen Problemen des 20. Jahrhunderts Stellung nehmen. Das Gleichgewicht zwischen Form und Aussage war ihm wichtig. Den gänzlichen Verzicht auf die Gegenständlichkeit empfand er als Sackgasse. Das war nicht sein Weg. Schon die „Novembergruppe“, deren Gründungsmitglied er war, hatte sich allen fortschrittlichen Richtungen geöffnet.
Bernhard Klein wollte seinen persönlichen Empfindungen und Stellungnahmen künstlerischen Ausdruck verleihen.
Er wußte, daß sein nicht sehr umfangreiches Werk, fern von sensationeller Bedeutung nach seinem und dem Tod seiner Frau sehr gefährdet war, zumal er keine leiblichen Erben hatte. Aus diesem Grund traf er mit unserer Galerie ein großzügiges Arrangement, demzufolge es keinen „Nachlaß“ geben würde. Sein künstlerisches Gesamtwerk würde ein Teil in unseren ohnehin so umfangreichen Sammlungen sein. Damit wäre gesichert, daß es „am Leben“ bliebe, immer der Öffentlichkeit – und den Sammlern – zur Verfügung stünde und nicht zur Vergessenheit verdammt wäre. Damit hat er eine sehr gute und bis heute wirkende Entscheidung getroffen. Sylva Klein hat ihren Mann noch viele Jahre überlebt. Sie war glücklich, daß durch meine Frau und mich das Werk ihres Bernhard betreut, bearbeitet und ausgestellt wurde. Vor allem, daß der Wunsch von Bernhard Klein erfüllt werden konnte, daß sein künstlerisches Gesamtwerk als Buch publiziert wurde. Er selbst hatte dafür schon die Grundlage geschaffen, viele Hinweise auf den Verbleib der Werke in Sammlungen notiert und viele Fotos angefertigt, bevor die Werke in andere Hände gelangten. Diese Fotos waren oft das einzig Greifbare, das Schicksal der Werke selbst war häufig unbekannt. Die Freundschaft von Sylva Klein zu uns war viel tiefer, als man es zu den Betreibern der Galerie, die das Werk ihres Mannes betreute, erwartet hätte. Meine Frau und ich wurden in gewissem Sinne die Kinder, die ihr und ihrem Mann versagt geblieben waren. Die Erinnerungen an sie und an Bernhard Klein sind für mich, auch nach so langer Zeit noch sehr lebendig.
Berlin im Februar 2013
Florian Karsch
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